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Obst im Schutzmantel

Avocados und Zitrusfrüchte sollen länger haltbar sein, wenn sie mit einer speziellen unsichtbaren Schutzschicht überzogen werden. Edeka und Rewe setzen auf diese Coating-Technologie.

Eine unsichtbare, geruchs- und geschmacklose Schutzschicht soll den Reifeprozess u. a. von Avocados verlangsamen.

>> Weniger Plastikmüll und weniger Lebensmittelverschwendung in der Obst- und Gemüseabteilung – das haben sich viele Händler auf die Fahne geschrieben. Doch wie lassen sich hier Verpackungen reduzieren, ohne dass Haltbarkeit, Qualität und Geschmack der Früchte darunter leiden – vor allem, wenn sie lange Transportwege hinter sich haben? Der Edeka-Verbund und die Rewe-Group scheinen mit dem sogenannten Coating einen Weg gefunden zu haben. Aus lebensmitteltechnologischer Sicht versteht man unter Coating eine Ummantelung von Lebensmitteln mit einem dünnen Schutzfilm. Eine Technologie, die im Frischfruchtbereich vergleichsweise neu ist. Sie soll dafür sorgen, dass die Schale weniger Wasser verdunstet, von außen weniger Sauerstoff in sie eindringt, die Früchte somit langsamer reifen und länger haltbar sind. Weiterer Vorteil: Abschriften lassen sich reduzieren.

Kennzeichnung freiwillig

Die Kennzeichnung von Früchten mit Coating ist freiwillig. Edeka und Rewe tun dies mit Klebeetiketten auf den Früchten oder mit Hinweisen auf den Netzen der Zitrusfrüchte. Die Kunden werden zudem über PoS-Maßnahmen informiert.

Edeka erweitert Apeel-Sortiment

Edeka und Rewe verwenden für ihre Früchte allerdings unterschiedliche Überzugmittel.

Edeka kooperiert seit Dezember 2019 mit Apeel Sciences (USA). Die Apeel-Schutzschicht besteht aus pflanzlichen Ölen. Diese werden aus Traubenkernen oder Schalenresten gewonnen, die beim Keltern oder in der Saftproduktion übrig bleiben. Aktuell bieten Edeka und Netto bundesweit Avocados, Orangen, Mandarinen und Clementinen mit diesem Coating an. Die Orangen und Mandarinen werden bei Erzeugern in Spanien beschichtet, bei den Avocados geschieht das aktuell in einem Reifelager in den Niederlanden. Dabei wird die flüssige Apeel-Substanz maschinell auf die Schalen aufgesprüht.

Von KW 4 an erweitert der Edeka-Verbund das Apeel-Sortiment um die Früchte Grapefruit und Zitrone. Sukzessive sollen im Verlauf des Jahres Ananas, Mango, Limette mit der Apeel-Schicht folgen. „Wir stellen fest, dass deutlich weniger Avocados, Orangen und Mandarinen weggeworfen werden müssen. In einem Pilotversuch wurden in rund 2.900 Märkten von Edeka und Filialen von Netto mit Apeel behandelte Avocados aus Chile und Peru angeboten. Es zeigte sich, dass Apeel-Früchte ungefähr doppelt so lange haltbar sind“, informiert Edekas Pressesprecherin Jennifer Teichert. Sie sagt weiter: „Über zwölf Wochen hinweg mussten in den Obst- und Gemüseabteilungen mit Apeel insgesamt 50 Prozent weniger Avocados abgeschrieben werden als bei Kontrollgruppen ohne Schutzmantel. Avocados mit Coating machten ein Umsatzplus von 20 Prozent, was wir auf die geringeren Abschriften und auf die erhöhte Kundennachfrage zurückführen.“

Von KW 4 an bieten Edeka und Netto auch Grapefruits und Zitronen mit der Apeel-Schutzschicht an.

Rewe konzentriert sich auf Avocados

Die Rewe-Group arbeitet mit dem Hersteller Agricoat Natureseal (Großbritannien) zusammen. Dieses Überzugmittel besteht aus zertifizierten Palmölen (RSPO „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“), Sonnenblumenölen sowie Zucker aus Zuckerrohr. Es handelt sich um eine essbare, auf pflanzlichen Ölen und Zuckern basierende Schutzschicht, die geschmacklos, geruchlos, farblos, abwaschbar und biologisch abbaubar ist. Rewe wendet das Coating bisher für die Rewe Beste Wahl Avocado an. Diese Avocados sind in rund 500 Rewe-Märkten in Nordrhein-Westfalen erhältlich. Eine Ausweitung auf weitere Märkte ist derzeit nicht vorgesehen. Tests in den Lägern haben ergeben, dass die Haltbarkeit der Avocados im Idealfall auf acht Tage verdoppelt werden kann. „Die Rewe-Group sieht im Coating einen weiteren Baustein in der langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie, die Menge an Food Waste bis 2030 zu halbieren. Aber vor allem profitieren auch die Kunden von der längeren Haltbarkeit“, sagt Pressesprecher Thomas Bonrath.

Schutzschichten von Apeel und Agricoat – Die Unterschiede

Bei dem Schutzmantel von Edeka-Partner Apeel handelt es sich chemisch um Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren wie bei dem Zusatzstoff E 471, der unter anderem als Emulgator verwendet wird. Im Mai 2019 hat die EU-Kommission ihn zur Oberflächenbehandlung für exotische Obstarten, deren Schalen üblicherweise nicht gegessen werden, zugelassen – aber nur für Zitrusfrüchte, Melonen, Ananas, Bananen, Papayas, Mangos, Avocados und Granatäpfel. Apeel Sciences bereitet aktuell einen Zulassungsantrag für weitere Produkte mit verzehrbarer Schale vor (z. B. Erdbeeren, Gurken, Tomaten).

Der Überzug von Agricoat, Partner der Rewe-Group, besteht aus zertifizierten Palmölen (RSPO „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“), Sonnenblumenölen sowie Zucker aus Zuckerrohr. Der Zucker reagiert mit den pflanzlichen Fettsäuren zu sogenannten Zuckerestern.

Zuckerester von Speisefettsäuren sind bereits als Zusatzstoff (E 473) zur Oberflächenbehandlung von frischem Obst zugelassen. Auch dieses Überzugmittel verlangsamt laut Rewe-Group die Reifung, und Vitamine sollen länger erhalten bleiben.

Kein Coating bei Bio-Früchten

Die Überzugmittel auf der Basis der Zusatzstoffe E 471 und E 473 sind gesundheitlich unbedenklich. Für Bio-Lebensmittel ist das Coating aber – wie das Wachsen bei Zitrusfrüchten – nicht zugelassen.

Landgard setzt auf Softripe

Die Erzeugergenossenschaft Landgard sieht das Coating eher kritisch. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg wurde unter anderem das Apeel-Coating bei Avocado, Mango und Orange untersucht. „Erste Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass eine optimale Luftfeuchtigkeit und Temperatur während der Lagerung und Reifung von Obst einen höheren positiven Effekt auf die Haltbarkeit haben als der Coating-Prozess selbst. So kam es bei Coating-Produkten dazu, dass die Früchte von außen einen guten Eindruck machten, jedoch innerlich verdorben waren“, berichtet Thomas Averhoff, Geschäftsführer Landgard Nord Obst & Gemüse GmbH. Für Landgard habe sich die natürliche Reifung mithilfe der Softripe-Technologie als optimale Technologie hinsichtlich Haltbarkeit und Aromen erwiesen. Im Softripe-Verfahren wird die Frucht in einer luftdichten Kammer gereift. Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid und das Fruchtgas Ethylen werden laut Landgard laufend kontrolliert und optimal für die zu reifende Frucht eingestellt. Dadurch kann über die Fruchtatmungs-Aktivität der aktuelle Zustand der Frucht ermittelt werden.

Was das Coating betrifft, gibt es somit unterschiedliche Erkenntnisse. Wie sich die verschiedenen Coating-Substanzen auf die Inhaltsstoffe und Sensorik bestimmter Obst- und Gemüsearten auswirken und wie die Verbraucher Produkte mit Coating annehmen, untersucht derzeit das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e. V. (ATB).

LP-Autorin Hedda Thielking ist für eine verpflichtende Kennzeichnung, falls das Coating auch für Früchte mit essbarer Schale zugelassen wird.


Fotos Edeka/Schmid, Netto Marken-Discount/Schmid

Kein Coating bei Bio-Früchten

Die Überzugmittel auf der Basis der Zusatzstoffe E 471 und E 473 sind gesundheitlich unbedenklich. Für Bio-Lebensmittel ist das Coating aber – wie das Wachsen bei Zitrusfrüchten –nicht zugelassen.

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Obst im Schutzmantel

Avocados und Zitrusfrüchte sollen länger haltbar sein, wenn sie mit einer speziellen unsichtbaren Schutzschicht überzogen werden. Edeka und Rewe setzen auf diese Coating-Technologie.

Eine unsichtbare, geruchs- und geschmacklose Schutzschicht soll den Reifeprozess u. a. von Avocados verlangsamen.

>> Weniger Plastikmüll und weniger Lebensmittelverschwendung in der Obst- und Gemüseabteilung – das haben sich viele Händler auf die Fahne geschrieben. Doch wie lassen sich hier Verpackungen reduzieren, ohne dass Haltbarkeit, Qualität und Geschmack der Früchte darunter leiden – vor allem, wenn sie lange Transportwege hinter sich haben? Der Edeka-Verbund und die Rewe-Group scheinen mit dem sogenannten Coating einen Weg gefunden zu haben. Aus lebensmitteltechnologischer Sicht versteht man unter Coating eine Ummantelung von Lebensmitteln mit einem dünnen Schutzfilm. Eine Technologie, die im Frischfruchtbereich vergleichsweise neu ist. Sie soll dafür sorgen, dass die Schale weniger Wasser verdunstet, von außen weniger Sauerstoff in sie eindringt, die Früchte somit langsamer reifen und länger haltbar sind. Weiterer Vorteil: Abschriften lassen sich reduzieren.

Kennzeichnung freiwillig

Die Kennzeichnung von Früchten mit Coating ist freiwillig. Edeka und Rewe tun dies mit Klebeetiketten auf den Früchten oder mit Hinweisen auf den Netzen der Zitrusfrüchte. Die Kunden werden zudem über PoS-Maßnahmen informiert.

Edeka erweitert Apeel-Sortiment

Edeka und Rewe verwenden für ihre Früchte allerdings unterschiedliche Überzugmittel.

Edeka kooperiert seit Dezember 2019 mit Apeel Sciences (USA). Die Apeel-Schutzschicht besteht aus pflanzlichen Ölen. Diese werden aus Traubenkernen oder Schalenresten gewonnen, die beim Keltern oder in der Saftproduktion übrig bleiben. Aktuell bieten Edeka und Netto bundesweit Avocados, Orangen, Mandarinen und Clementinen mit diesem Coating an. Die Orangen und Mandarinen werden bei Erzeugern in Spanien beschichtet, bei den Avocados geschieht das aktuell in einem Reifelager in den Niederlanden. Dabei wird die flüssige Apeel-Substanz maschinell auf die Schalen aufgesprüht.

Von KW 4 an erweitert der Edeka-Verbund das Apeel-Sortiment um die Früchte Grapefruit und Zitrone. Sukzessive sollen im Verlauf des Jahres Ananas, Mango, Limette mit der Apeel-Schicht folgen. „Wir stellen fest, dass deutlich weniger Avocados, Orangen und Mandarinen weggeworfen werden müssen. In einem Pilotversuch wurden in rund 2.900 Märkten von Edeka und Filialen von Netto mit Apeel behandelte Avocados aus Chile und Peru angeboten. Es zeigte sich, dass Apeel-Früchte ungefähr doppelt so lange haltbar sind“, informiert Edekas Pressesprecherin Jennifer Teichert. Sie sagt weiter: „Über zwölf Wochen hinweg mussten in den Obst- und Gemüseabteilungen mit Apeel insgesamt 50 Prozent weniger Avocados abgeschrieben werden als bei Kontrollgruppen ohne Schutzmantel. Avocados mit Coating machten ein Umsatzplus von 20 Prozent, was wir auf die geringeren Abschriften und auf die erhöhte Kundennachfrage zurückführen.“

Von KW 4 an bieten Edeka und Netto auch Grapefruits und Zitronen mit der Apeel-Schutzschicht an.

Rewe konzentriert sich auf Avocados

Die Rewe-Group arbeitet mit dem Hersteller Agricoat Natureseal (Großbritannien) zusammen. Dieses Überzugmittel besteht aus zertifizierten Palmölen (RSPO „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“), Sonnenblumenölen sowie Zucker aus Zuckerrohr. Es handelt sich um eine essbare, auf pflanzlichen Ölen und Zuckern basierende Schutzschicht, die geschmacklos, geruchlos, farblos, abwaschbar und biologisch abbaubar ist. Rewe wendet das Coating bisher für die Rewe Beste Wahl Avocado an. Diese Avocados sind in rund 500 Rewe-Märkten in Nordrhein-Westfalen erhältlich. Eine Ausweitung auf weitere Märkte ist derzeit nicht vorgesehen. Tests in den Lägern haben ergeben, dass die Haltbarkeit der Avocados im Idealfall auf acht Tage verdoppelt werden kann. „Die Rewe-Group sieht im Coating einen weiteren Baustein in der langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie, die Menge an Food Waste bis 2030 zu halbieren. Aber vor allem profitieren auch die Kunden von der längeren Haltbarkeit“, sagt Pressesprecher Thomas Bonrath.

Schutzschichten von Apeel und Agricoat – Die Unterschiede

Bei dem Schutzmantel von Edeka-Partner Apeel handelt es sich chemisch um Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren wie bei dem Zusatzstoff E 471, der unter anderem als Emulgator verwendet wird. Im Mai 2019 hat die EU-Kommission ihn zur Oberflächenbehandlung für exotische Obstarten, deren Schalen üblicherweise nicht gegessen werden, zugelassen – aber nur für Zitrusfrüchte, Melonen, Ananas, Bananen, Papayas, Mangos, Avocados und Granatäpfel. Apeel Sciences bereitet aktuell einen Zulassungsantrag für weitere Produkte mit verzehrbarer Schale vor (z. B. Erdbeeren, Gurken, Tomaten).

Der Überzug von Agricoat, Partner der Rewe-Group, besteht aus zertifizierten Palmölen (RSPO „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“), Sonnenblumenölen sowie Zucker aus Zuckerrohr. Der Zucker reagiert mit den pflanzlichen Fettsäuren zu sogenannten Zuckerestern.

Zuckerester von Speisefettsäuren sind bereits als Zusatzstoff (E 473) zur Oberflächenbehandlung von frischem Obst zugelassen. Auch dieses Überzugmittel verlangsamt laut Rewe-Group die Reifung, und Vitamine sollen länger erhalten bleiben.

Kein Coating bei Bio-Früchten

Die Überzugmittel auf der Basis der Zusatzstoffe E 471 und E 473 sind gesundheitlich unbedenklich. Für Bio-Lebensmittel ist das Coating aber – wie das Wachsen bei Zitrusfrüchten – nicht zugelassen.

Landgard setzt auf Softripe

Die Erzeugergenossenschaft Landgard sieht das Coating eher kritisch. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg wurde unter anderem das Apeel-Coating bei Avocado, Mango und Orange untersucht. „Erste Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass eine optimale Luftfeuchtigkeit und Temperatur während der Lagerung und Reifung von Obst einen höheren positiven Effekt auf die Haltbarkeit haben als der Coating-Prozess selbst. So kam es bei Coating-Produkten dazu, dass die Früchte von außen einen guten Eindruck machten, jedoch innerlich verdorben waren“, berichtet Thomas Averhoff, Geschäftsführer Landgard Nord Obst & Gemüse GmbH. Für Landgard habe sich die natürliche Reifung mithilfe der Softripe-Technologie als optimale Technologie hinsichtlich Haltbarkeit und Aromen erwiesen. Im Softripe-Verfahren wird die Frucht in einer luftdichten Kammer gereift. Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid und das Fruchtgas Ethylen werden laut Landgard laufend kontrolliert und optimal für die zu reifende Frucht eingestellt. Dadurch kann über die Fruchtatmungs-Aktivität der aktuelle Zustand der Frucht ermittelt werden.

Was das Coating betrifft, gibt es somit unterschiedliche Erkenntnisse. Wie sich die verschiedenen Coating-Substanzen auf die Inhaltsstoffe und Sensorik bestimmter Obst- und Gemüsearten auswirken und wie die Verbraucher Produkte mit Coating annehmen, untersucht derzeit das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e. V. (ATB).

LP-Autorin Hedda Thielking ist für eine verpflichtende Kennzeichnung, falls das Coating auch für Früchte mit essbarer Schale zugelassen wird.


Fotos Edeka/Schmid, Netto Marken-Discount/Schmid

Kein Coating bei Bio-Früchten

Die Überzugmittel auf der Basis der Zusatzstoffe E 471 und E 473 sind gesundheitlich unbedenklich. Für Bio-Lebensmittel ist das Coating aber – wie das Wachsen bei Zitrusfrüchten –nicht zugelassen.

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Obst im

Schutzmantel

Avocados und Zitrusfrüchte sollen länger haltbar sein, wenn sie mit einer speziellen unsichtbaren Schutzschicht überzogen werden. Edeka und Rewe setzen auf diese Coating-Technologie.

Eine unsichtbare, geruchs- und geschmacklose Schutzschicht soll den Reifeprozess u. a. von Avocados verlangsamen.

>> Weniger Plastikmüll und weniger Lebensmittelverschwendung in der Obst- und Gemüseabteilung – das haben sich viele Händler auf die Fahne geschrieben. Doch wie lassen sich hier Verpackungen reduzieren, ohne dass Haltbarkeit, Qualität und Geschmack der Früchte darunter leiden – vor allem, wenn sie lange Transportwege hinter sich haben? Der Edeka-Verbund und die Rewe-Group scheinen mit dem sogenannten Coating einen Weg gefunden zu haben. Aus lebensmitteltechnologischer Sicht versteht man unter Coating eine Ummantelung von Lebensmitteln mit einem dünnen Schutzfilm. Eine Technologie, die im Frischfruchtbereich vergleichsweise neu ist. Sie soll dafür sorgen, dass die Schale weniger Wasser verdunstet, von außen weniger Sauerstoff in sie eindringt, die Früchte somit langsamer reifen und länger haltbar sind. Weiterer Vorteil: Abschriften lassen sich reduzieren.

Kennzeichnung freiwillig

Die Kennzeichnung von Früchten mit Coating ist freiwillig. Edeka und Rewe tun dies mit Klebeetiketten auf den Früchten oder mit Hinweisen auf den Netzen der Zitrusfrüchte. Die Kunden werden zudem über PoS-Maßnahmen informiert.

Edeka erweitert Apeel-Sortiment

Edeka und Rewe verwenden für ihre Früchte allerdings unterschiedliche Überzugmittel.

Edeka kooperiert seit Dezember 2019 mit Apeel Sciences (USA). Die Apeel-Schutzschicht besteht aus pflanzlichen Ölen. Diese werden aus Traubenkernen oder Schalenresten gewonnen, die beim Keltern oder in der Saftproduktion übrig bleiben. Aktuell bieten Edeka und Netto bundesweit Avocados, Orangen, Mandarinen und Clementinen mit diesem Coating an. Die Orangen und Mandarinen werden bei Erzeugern in Spanien beschichtet, bei den Avocados geschieht das aktuell in einem Reifelager in den Niederlanden. Dabei wird die flüssige Apeel-Substanz maschinell auf die Schalen aufgesprüht.

Von KW 4 an erweitert der Edeka-Verbund das Apeel-Sortiment um die Früchte Grapefruit und Zitrone. Sukzessive sollen im Verlauf des Jahres Ananas, Mango, Limette mit der Apeel-Schicht folgen. „Wir stellen fest, dass deutlich weniger Avocados, Orangen und Mandarinen weggeworfen werden müssen. In einem Pilotversuch wurden in rund 2.900 Märkten von Edeka und Filialen von Netto mit Apeel behandelte Avocados aus Chile und Peru angeboten. Es zeigte sich, dass Apeel-Früchte ungefähr doppelt so lange haltbar sind“, informiert Edekas Pressesprecherin Jennifer Teichert. Sie sagt weiter: „Über zwölf Wochen hinweg mussten in den Obst- und Gemüseabteilungen mit Apeel insgesamt 50 Prozent weniger Avocados abgeschrieben werden als bei Kontrollgruppen ohne Schutzmantel. Avocados mit Coating machten ein Umsatzplus von 20 Prozent, was wir auf die geringeren Abschriften und auf die erhöhte Kundennachfrage zurückführen.“

Von KW 4 an bieten Edeka und Netto auch Grapefruits und Zitronen mit der Apeel-Schutzschicht an.

Rewe konzentriert sich auf

Avocados

Die Rewe-Group arbeitet mit dem Hersteller Agricoat Natureseal (Großbritannien) zusammen. Dieses Überzugmittel besteht aus zertifizierten Palmölen (RSPO „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“), Sonnenblumenölen sowie Zucker aus Zuckerrohr. Es handelt sich um eine essbare, auf pflanzlichen Ölen und Zuckern basierende Schutzschicht, die geschmacklos, geruchlos, farblos, abwaschbar und biologisch abbaubar ist. Rewe wendet das Coating bisher für die Rewe Beste Wahl Avocado an. Diese Avocados sind in rund 500 Rewe-Märkten in Nordrhein-Westfalen erhältlich. Eine Ausweitung auf weitere Märkte ist derzeit nicht vorgesehen. Tests in den Lägern haben ergeben, dass die Haltbarkeit der Avocados im Idealfall auf acht Tage verdoppelt werden kann. „Die Rewe-Group sieht im Coating einen weiteren Baustein in der langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie, die Menge an Food Waste bis 2030 zu halbieren. Aber vor allem profitieren auch die Kunden von der längeren Haltbarkeit“, sagt Pressesprecher Thomas Bonrath.

Schutzschichten von Apeel und Agricoat – Die Unterschiede

Bei dem Schutzmantel von Edeka-Partner Apeel handelt es sich chemisch um Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren wie bei dem Zusatzstoff E 471, der unter anderem als Emulgator verwendet wird. Im Mai 2019 hat die EU-Kommission ihn zur Oberflächenbehandlung für exotische Obstarten, deren Schalen üblicherweise nicht gegessen werden, zugelassen – aber nur für Zitrusfrüchte, Melonen, Ananas, Bananen, Papayas, Mangos, Avocados und Granatäpfel. Apeel Sciences bereitet aktuell einen Zulassungsantrag für weitere Produkte mit verzehrbarer Schale vor (z. B. Erdbeeren, Gurken, Tomaten).

Der Überzug von Agricoat, Partner der Rewe-Group, besteht aus zertifizierten Palmölen (RSPO „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“), Sonnenblumenölen sowie Zucker aus Zuckerrohr. Der Zucker reagiert mit den pflanzlichen Fettsäuren zu sogenannten Zuckerestern.

Zuckerester von Speisefettsäuren sind bereits als Zusatzstoff (E 473) zur Oberflächenbehandlung von frischem Obst zugelassen. Auch dieses Überzugmittel verlangsamt laut Rewe-Group die Reifung, und Vitamine sollen länger erhalten bleiben.

Kein Coating bei Bio-Früchten

Die Überzugmittel auf der Basis der Zusatzstoffe E 471 und E 473 sind gesundheitlich unbedenklich. Für Bio-Lebensmittel ist das Coating aber – wie das Wachsen bei Zitrusfrüchten – nicht zugelassen.

Landgard setzt auf Softripe

Die Erzeugergenossenschaft Landgard sieht das Coating eher kritisch. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg wurde unter anderem das Apeel-Coating bei Avocado, Mango und Orange untersucht. „Erste Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass eine optimale Luftfeuchtigkeit und Temperatur während der Lagerung und Reifung von Obst einen höheren positiven Effekt auf die Haltbarkeit haben als der Coating-Prozess selbst. So kam es bei Coating-Produkten dazu, dass die Früchte von außen einen guten Eindruck machten, jedoch innerlich verdorben waren“, berichtet Thomas Averhoff, Geschäftsführer Landgard Nord Obst & Gemüse GmbH. Für Landgard habe sich die natürliche Reifung mithilfe der Softripe-Technologie als optimale Technologie hinsichtlich Haltbarkeit und Aromen erwiesen. Im Softripe-Verfahren wird die Frucht in einer luftdichten Kammer gereift. Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid und das Fruchtgas Ethylen werden laut Landgard laufend kontrolliert und optimal für die zu reifende Frucht eingestellt. Dadurch kann über die Fruchtatmungs-Aktivität der aktuelle Zustand der Frucht ermittelt werden.

Was das Coating betrifft, gibt es somit unterschiedliche Erkenntnisse. Wie sich die verschiedenen Coating-Substanzen auf die Inhaltsstoffe und Sensorik bestimmter Obst- und Gemüsearten auswirken und wie die Verbraucher Produkte mit Coating annehmen, untersucht derzeit das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e. V. (ATB).

LP-Autorin Hedda Thielking ist für eine verpflichtende Kennzeichnung, falls das Coating auch für Früchte mit essbarer Schale zugelassen wird.


Fotos Edeka/Schmid, Netto Marken-Discount/Schmid

Kein Coating bei Bio-Früchten

Die Überzugmittel auf der Basis der Zusatzstoffe E 471 und E 473 sind gesundheitlich unbedenklich. Für Bio-Lebensmittel ist das Coating aber – wie das Wachsen bei Zitrusfrüchten –nicht zugelassen.

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E-Perte für Getriebe

PERSONALIE – Mit Dr. Deniz Sari hat ein hervorragender Branchenkenner die neu geschaffene Position des Gear Technology Manager bei Samputensili und dem Joint Venture Star SU übernommen. Deniz Sari bringt viel Erfahrung und Leidenschaft für die Getriebeindustrie mit. Der 31-jährige Ingenieur studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen. Hier arbeitete er anschließend als Wissenschaftler und Gruppenleiter und promovierte schließlich. In seiner Rolle als Gear Technology Manager wird Dr. Sari bewährte Verfahren von Samputensili und Star SU analysieren, Produktionsprozesse technisch und organisatorisch optimieren und dazu beitragen, ein weltweit nahtloses Vertriebsnetz zu schaffen.

_  www.samputensili.de

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Ex-Porsche-Chef vor Comeback

manroland Wendelin Wiedeking

Zwei der drei Werke des pleitegegangenen Druckmaschinenherstellers Manroland sind verkauft. Bei der dritten Fabrik im sächsischen Plauen sind nach Angaben des Insolvenzverwalters Schneider & Geiwitz noch zwei Bieter im Rennen. Einer ist der mittelständische Autozulieferer Niederwürschnitz Maschinenbau in Passau. Seit Wochen kämpft das bayrische Unternehmen um den Zuschlag, doch bisher scheiterte eine Einigung am Preis.

Jetzt hat Günther Bessinger, Managing Partner bei Niederwürschnitz, einen wohlhabenden Privatinvestor für sein Vorhaben gewonnen: den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Mit ihm rechnet sich Bessinger größere Chancen aus.

Nach Informationen aus Branchenkreisen wollen beide zusammen für das Manroland-Werk in Plauen bieten. Dem Vernehmen nach geht es um einen Kaufpreis in Höhe von neun Millionen Euro. Bei Niederwürschnitz will man sich zu dem möglichen Einstieg Wiedekings nicht äußern.

Der Passauer Autozulieferer verspricht, er wolle alle 350 Arbeitsplätze in Plauen erhalten, falls er zum Zuge komme. Er werde auch die beiden anderen Manroland-Werke weiterhin mit Komponenten beliefern. Außerdem will Bessinger die Kapazitäten in Plauen für eine Fertigung von Autozulieferteilen nutzen. Die Diversifizierung sichere langfristig den Standort, heißt es bei Niederwürschnitz.

Das Offenbacher Bogendruckmaschinenwerk von Manroland wurde inzwischen vom englischen Maschinenbauunternehmer Tony Langley gekauft. Der Brite übernimmt zudem 824 der einst 1760 Beschäftigten.

Am früheren Manroland-Standort Augsburg, wo Rollenoffsetdruckmaschinen gefertigt werden, war schon im Januar der Lübecker Mischkonzern Possehl eingestiegen. Er erwartet von seiner neuen Sparte einen jährlich Umsatz von rund 300 Millionen Euro.

matthias.kamp@wiwo.de | München

Chancen auf Zuschlag erhöht Ex-Porsche-Chef Wiedeking

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Olympiareif

Junior, 28 ans. Catador de plastique fins depuis 8 ans sur la plus grande decharge du monde, l' Aterro Jardim Gramacho. La decharge de Jardim Gramacho (280 million de tonnes) accueille chaque jour env: 1'500 catadores, ces trieurs de materiaux recycles, transportant a dos d'homme, une charge d'env. 500 kg d'ordures par jour. Les catadores collectent ce qui peut etre vendu a des intermediaires afin d’etre recycle (sacs en plastique, Pet, aluminium, papier). Le sac de recyclage, pesant en moyenne 120 kilos, est transporte a dos d’homme du point de collecte au point de stockage. Ce travail s'effectue dans des conditions climatiques et sanitaires d’une extreme durete. L'esperance de vie d'un catadors depasse rarement 48 ans. Jardim Gramacho déverse son liquide toxique depuis 33 ans dans la Baie de Guanabara, futur site des competitions nautiques des Jeux Olympiques de Rio de Janeiro en 2016. La montagne de dechets, d'une hauteur de 75 m, s'étalant sur 1,3 million de m2, menace a tout instant de s’effondrer dans la baie. Le gouvernement bresilien a promis des Jeux Olympiques propres et annonce sa fermeture pour 2012. Cette fermeture mettrait en peril un equilibre social et economique: le site fait vivre 4'500 catadors et indirectement la favela voisine de 30'000 habitants. Aterro Jardim Gramacho, Rio de Janeiro, Bresil, Octobre 2010 © Fred Merz / Rezo.chBrasilien

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Familien werden in Rio umgesiedelt, um Sportstätten und U-Bahn-Strecken für die Fußballweltmeistschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 bauen zu können. 24 Slums müssen weichen. Brasiliens Baubranche erwartet, dass Staat und Privatwirtschaft zusammen 280 Milliarden Euro investieren, einen Großteil davon in Infrastruktur. 18 Milliarden sollen allein in die Fußball-WM fließen, ein Drittel mehr, als Deutschland für die WM 2006 ausgab. Gutachter befürchten, dass die WM-Kosten sogar auf 30 Milliarden steigen.

12fasdfasd

Fußballstadien werden in Brasilien neu gebaut oder umgebaut. Acht sind nach zwei Jahren Bauzeit jedoch nicht mal zur Hälfte fertig. „Einen Tritt in den Hintern“ empfahl der Generalsekretär des Weltfußballverbandes Fifa, Jerôme Valcke. Sport- minister Aldo Rebelo vergleicht die Vorbereitungen dagegen mit dem Karneval, bei dem die Karnevalsschulen trotz Chaos jedes Jahr pünktlich zur Parade antreten. Vier Stadien entstehen nach deutschen Entwürfen deutscher Architekten.

Junior, 28 ans. Catador de plastique fins depuis 8 ans sur la plus grande decharge du monde, l' Aterro Jardim Gramacho. La decharge de Jardim Gramacho (280 million de tonnes) accueille chaque jour env: 1'500 catadores, ces trieurs de materiaux recycles, transportant a dos d'homme, une charge d'env. 500 kg d'ordures par jour. Les catadores collectent ce qui peut etre vendu a des intermediaires afin d’etre recycle (sacs en plastique, Pet, aluminium, papier). Le sac de recyclage, pesant en moyenne 120 kilos, est transporte a dos d’homme du point de collecte au point de stockage. Ce travail s'effectue dans des conditions climatiques et sanitaires d’une extreme durete. L'esperance de vie d'un catadors depasse rarement 48 ans. Jardim Gramacho déverse son liquide toxique depuis 33 ans dans la Baie de Guanabara, futur site des competitions nautiques des Jeux Olympiques de Rio de Janeiro en 2016. La montagne de dechets, d'une hauteur de 75 m, s'étalant sur 1,3 million de m2, menace a tout instant de s’effondrer dans la baie. Le gouvernement bresilien a promis des Jeux Olympiques propres et annonce sa fermeture pour 2012. Cette fermeture mettrait en peril un equilibre social et economique: le site fait vivre 4'500 catadors et indirectement la favela voisine de 30'000 habitants. Aterro Jardim Gramacho, Rio de Janeiro, Bresil, Octobre 2010 © Fred Merz / Rezo.ch

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Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen erwartet die Beratungsgesellschaft Roland Berger für die Reisebranche sowie durch Ticketverkäufe für Spiele und offizielle Veranstaltungen. Die Beratungsfirma Ernst & Young rechnet damit, dass durch die Sport- ereignisse Brasiliens Inlandsprodukt bis 2016 jährlich um zusätzliche 0,5 Prozentpunkte wächst. Gerade unter den 16 Millionen Ärmsten erhalten viele einen Job, hofft die Regierung. Insgesamt sollen 3,6 Millionen Stellen entstehen. alexander.busch@wiwo.de | São Paulo

Platz für blühende Landschaften Mit 280 Millionen Tonnen Abfall ist Jardim Gramacho die größte Müllkippe der Welt. 1500 sogenannte Catadores sortierten hier Recyclingstoffe und verkaufen sie weiter