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Erben in der Pole­position

Yvonne Esterházy Korrespondentin in London

:Bernie Ecclestone ist Geschichte. Seine Nachfolger bei der Formel 1 haben ein gutes Geschäft gemacht.

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Auch wenn ihre Zahl zurückging, so sind sie längst noch nicht ausgestorben: die Benzinköpfe, die bei Bier, Spritgestank und röhrenden Motoren den archaischen Charme der Formel-1-Rennen genießen wollen. E-Mobilität mag die Zukunft sein. Die Präsidentenwahl in den USA und die Entscheidung für den Brexit zeigen aber auch, dass das Irrationale sich nicht durch die Fesseln der Vernunft im Zaum halten lässt.

Ja, es gibt viele Probleme bei der Formel 1. Und vielleicht stimmt es sogar, dass der Motorsport nicht mehr dem Zeitgeist entspricht. Doch der neue Besitzer Liberty Media, ein US-Medien- und Kabelriese, der vom Milliardär John Malone kontrolliert wird, hat mit Ross Brawn als Geschäftsführer für den Sportbereich und Sean Bratches als Marketingchef – einem ehemaligen Manager des US-Sportfernsehsenders ESPN – ein erfahrenes Duo installiert, das den Rennzirkus nach der Ära des Zampano Bernie Ecclestone professionalisieren und neue Ertragsquellen erschließen soll.

Formel-1-Boss Chase Carey hat auch schon gesagt, wie er sich das vorstellt: mehr Social Media und Digitalisierung, die Ausweitung des Rennkalenders in den USA und vor allem mehr Entertainment, zum Beispiel einwöchige Rennfestivals mit Super-Bowl-Atmosphäre. Das klingt zwar nach dauernder Party und wird sich angesichts der bestehenden Verträge nicht sofort umsetzen lassen. Aber Chancen hat die Formel 1 unter der neuen Führung dennoch.

Denn es gibt außer Olympia und der Fußballweltmeisterschaft keine andere Sportart, die weltweit so viele TV-Zuschauer anzieht. Und die Formel 1 ist – anders als eben Olympia und WM – als Marke jedes Jahr über viele Monate lang präsent. Das bietet Liberty Medien enormes Potenzial. Schon für den bisherigen Mehrheitseigentümer, die Private-Equity-Gesellschaft CVC, war die Formel 1, trotz all ihrer Probleme, wohl das lukrativste Investment in ihrem Beteiligungsportfolio.

Der Liberty-Konzern, der acht Milliarden Dollar in den Erwerb der Formel 1 investiert, darf jetzt nur nicht den Fehler machen, den Rennzirkus zu stark zu amerikanisieren und zu sehr auf Show zu drehen – schließlich kommen die Teams und auch viele Sponsoren aus Europa. Zu viel Cheerleader und Coca-Cola vertragen die nicht. Trotzdem: Liveveranstaltungen sind gefragt – das zeigen die bei Jungen und Junggebliebenen so beliebten Musikfestivals. Es besteht also durchaus die Chance, dass die Formel 1 mit dem neuen Eigentümer an den Glamour alter Zeiten anknüpfen und ein erfolgreiches Konzept entwickeln kann. In der Poleposition ist Liberty Media dafür jedenfalls. Das Rennen fängt jedoch gerade erst an. n

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